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Fassadengestaltung Tierheim

Fassaden einfach gut gestaltet!

Zentrale Aspekte der Fassadengestaltung im Experten-Interview

Ob Einfamilienhaus, Hochhaus oder historisches Bauwerk – in unserem Farbstudio erhält jedes Gebäude eine auf das Objekt individuell zugeschnittene farbliche Gestaltung. Dabei spielen die Funktion des Gebäudes, der Standort und die bauliche Beschaffenheit immer eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung der Farbkonzepte. Auch die Wahl der Beschichtung ist entscheidend.

Karola Thierolf, Diplom-Farbdesignerin (FH), Dietmar Löhrer, Leiter Technisches Marketing Dinova, und Dennis Schneider, Assistent der Geschäftsleitung, beantworten für Sie sieben Fragen zu diesem Thema.

Farbgestaltung Lagerhalle

 

Wie wird der Service zur Ausarbeitung von Farbgestaltungen für Fassaden von Malerbetrieben und Auftraggebern/Planern aktuell bei Ihnen in Anspruch genommen?

Thierolf: „Sehr gut. Meine langjährige Erfahrung zeigt, dass im Vorfeld gut durchdachte und praxisnahe Entwurfskonzepte den Entscheidungsträgern eine tatkräftige Hilfestellung bieten können, die den farbigen Umgang mit den Gebäuden erleichtert, Geschmacksdiskussionen einschränkt und somit u. a. erhebliche Zeit einspart. So können schon vor „Umsetzung an der Wand“ viele Detailfragen geklärt und den Entscheidern – ob Architekten, Kommunen, Privatpersonen, Siedlungsgesellschaften oder Bauträgern – das Projekt farbrealistisch präsentiert werden. Farbkonzepte bieten eine objektive Entscheidungshilfe, um die Farbwünsche zu bestimmen und planerisch festzulegen. Farbe kann einen großen Anteil daran nehmen, Gebautes zu individualisieren oder von Beginn an stimmige und durchdachte Lösungen für Bauvorhaben zu schaffen.“

Welche Kosten fallen für den Service an und welche Leistungen gibt es dafür?

Thierolf: „Die Leistungen eines Farbkonzepts sind so unterschiedlich wie die Anforderungen. Ob Einfamilienhaus oder Stilfassade, ob Kindergarten oder Seniorenwohnanlage, ob Hochhaus oder Farbleitplanungen ganzer Wohnsiedlungen – maßgeschneiderte und individuell abgestimmte Farb- und Materialkonzepte für die Fassade oder auch den Innenraum werden je nach Absprachen konzipiert und ein projektbezogenes Angebot erstellt. Farbige Unterstützung erhalten Planer, Architekten, Maler/Handwerker. Nach der Objektaufnahme vor Ort durch den Dinova-Außendienst werden die Vorgaben und Anforderungen mit dem Kunden abgestimmt und per Checkliste festgehalten. Von vorhandenen Planunterlagen (Ansichtspläne, Grundrisse, Schnitte) oder/und Objektfotos werden Ansichten gezeichnet und in DIN A3 oder Großformat visualisiert. Auch fotorealistische Ansichten sind, je nach Qualität der Fotovorlage, möglich. Nach der Feinabstimmung mit dem Kunden werden in der Regel drei Farbvarianten der gewünschten Gebäudeansichten präsentiert, die nahezu farbrealistisch ausgedruckt und mit den entsprechenden Farbangaben und Entwurfsbegründungen an den Kunden verschickt werden.“

Was sind nach Ihrer Wahrnehmung die Farbtöne und Farb- bzw. Materialtrends, die vorrangig nachgefragt werden?

Thierolf: „Die Fassade ist die Visitenkarte eines Gebäudes – ob Einfamilienhaus oder Wohnquartier. Material- und Oberflächenfarbigkeit haben eine maßgebliche Bedeutung für die Qualität unserer visuell wahrnehmbaren und von Menschen gestalteten Umwelt. Wie Menschen in dieser Umwelt leben, sich zurechtfinden und sich mit ihr identifizieren, hängt wesentlich von der Farbe und ihrer Wirkung auf die Umgebung und damit auch auf uns Menschen ab. Moderne Baustoffe ermöglichen in Innen- und Außenräumen Farbigkeit, die noch vor wenigen Jahren undenkbar war. Von hochgesättigten Farben im Rot-Orange-Spektrum über frische Grüntöne bis zu polychromen Naturtönen. Alles ist möglich! Und Grautöne in allen Schattierungen sowie gebrochene Weißnuancen, sogenannte „Off-Whites“, gehen immer. Umso wichtiger ist es, dass bewusste Farbentscheidungen zum grundlegenden Bestandteil jeglicher zwei- und dreidimensionaler Planungs- und Gestaltungsprozesse werden. Nicht „irgendwie“ oder „mal was Anderes“, sondern die richtige Farbe an der richtigen Stelle – das sind die Anforderungen.“

Löhrer: „Im Zusammenhang mit der zunehmenden Wärmedämmung von Gebäudehüllen sind diffusionsfähige Materialien wie Siliconharz- oder Silikatbeschichtungen vermehrt gefragt. Bisher waren diese Farben nur mit anorganischen Pigmenten tönbar, was die Farbtonauswahl auf eher stumpfere, wenig brillante Farbnuancen beschränkte. Dank einer neuen Bindemittel-Technologie auf Siliconharz-Reinacrylat-Basis – der sogenannten Hybrid-Technologie ­– konnte Dinova Produkte entwickeln, die nicht nur beste bauphysikalische Werte aufweisen, sondern auch mit organischen Pigmenten getönt werden können und somit viele weitere Gestaltungsmöglichkeiten bieten. Die Fassadenbeschichtung Faloxan FZ zum Beispiel zeichnet sich durch ihr breites und tiefes Tönspektrum aus. Designern sind also auch bei wärmegedämmten Fassaden farblich keine Grenzen mehr gesetzt.“

 

Die Standzeit einer farblich gestalteten Fassade liegt oft bei ca. 15 bis 20 Jahren, bevor sie neu renoviert wird. Dieser lange Zeitraum kann einen Zielkonflikt mit modischen Farbtrends darstellen, die nach kurzer Zeit überholt sind. Wie gehen Sie mit die

Thierolf: „Was im Innenraum schnell mal überstrichen werden kann, ist für die Fassade undenkbar. In der Architektur steht Farbe immer in einer Wechselwirkung mit Material, Form und Raum. Sie bildet Nachbarschaften, bindet ein, hebt hervor, betont oder korrigiert – auch in städtebaulichen Zusammenhängen. Sie steht nie alleine, sondern sollte immer im Kontext betrachtet werden. Auf kleineren Akzentflächen sind auch aktuelle Farbtrends durchaus geschickt planbar. Schwierig wird es, wenn stark gesättigte „Trend-Farben“ über die ganze Fassadenfläche gestülpt und auch nachbarschaftliche Zusammenhänge oder historische Vorgaben ignoriert werden. Es ist wichtig, die architektonischen Gegebenheiten des Gebäudes zu beachten und stimmig zu begleiten … und weniger ist oftmals mehr!“

Die Farbveränderung von Beschichtungen im Außenbereich kann Probleme bereiten und Reklamationen nach sich ziehen. Was empfehlen Sie, wenn intensivere Farbtöne gewünscht werden?

Löhrer: „Das BFS-Merkblatt Nr. 26 „Farbtonveränderung von Beschichtungen im Außenbereich“ nimmt den ausführenden Fachbetrieb in die Pflicht, seine Kunden hinsichtlich der Auswahl des geeigneten Beschichtungsstoffes, des Farbtons und dessen Stabilität zu beraten. Das Merkblatt unterteilt Fassadenfarben hinsichtlich ihrer Kreidungsstabilität in die Klassen A, B und C (beste Klasse A). Die für die Tönung eingesetzten Pigmente werden nach deren Farbtonstabilität in die Gruppen 1 bis 3 eingestuft (beste Gruppe 1). Mit dem Konzept „Fassade Solid“ bietet Dinova Planern und Verarbeitern die Sicherheit für bestmögliche Farbtonstabilität. Farbtöne, die bei Verwendung geeigneter Fassadenqualitäten in die höchste Klasse 1 eingestuft werden können, sind in unserem neuen Fächer „Farbsystem 2.0 VISION“ mit dem Zusatz „SOLID“ versehen. Sie machen rund 80 Prozent der insgesamt 846 Farbtöne aus, die der Fächer umfasst. Farbsystem 2.0 VISION  erweist sich damit als optimales Beratungsinstrument für Handel und Handwerk. Alle Dinova-Produkte der Klasse A tragen die FASSADE SOLID Kennzeichnung auf der Produktverpackung. Eine A1-Kombination ist somit schnell gefunden.“

Neue Gebäude stellen auch in Bezug auf Architektur und die Materialien eine Herausforderung dar. Wir denken hier an große Glasflächen oder Planungsdetails bei WDVS, die Optionen der farblichen Gestaltung einschränken. Gibt es Lösungen, die beide Aspekte – Technik und Gestaltung – gut kombinieren?

Löhrer: „Bei wärmegedämmten Fassaden mussten Planer bisher Einschränkungen in Bezug auf die Farbigkeit hinnehmen. Dunkle Oberflächen reflektieren die solare Strahlung nicht bzw. kaum. Bei intensiver Sonneneinstrahlung kann es so zu einem Hitzestau und Temperaturen von über 70 °C kommen. Bei WDVS mit Polystyrol-Dämmstoff führt dies oft zu Verformung der Dämmung (Schüsselung) und zu Rissbildungen im System. Nur helle, insbesondere weiße Farbtöne weisen von sich aus ein hohes Reflexionsvermögen auf. Daher werden in Regelwerken bei gedämmten Fassaden Farbtöne mit einem Hellbezugswert über 20 empfohlen. Bei der TSR-Tönung (TSR = Total Solar Reflectance) werden spezielle Pigmente mit hohem Reflexionsvermögen eingesetzt. Mit dem Dinova Fassade Solid plus System können so auch Farbtöne mit einem Hellbezugswert unter 20 auf WDVS-Fassaden verwendet werden. Das Beschichtungssystem berücksichtigt dabei nicht nur das Reflexionsvermögen, sondern zusätzlich auch die Farbtonstabilität, die insbesondere bei intensiv getönten Fassaden gefordert ist. Zu dem Fassade Solid plus Sortiment zählen die Dinova Fassadenfarben SI-Fusion und Faloxan FZ.“

Welche weiteren Aspekte sind Ihnen wichtig? 

Thierolf: „Farbe in der Architektur ist eben keine reine Geschmackssache, sondern das Ergebnis genauer Beobachtung, eingehender Überlegungen und geschulter Farbkompetenz. Die bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema Farbe in der Architektur ist wünschenswert und sollte in Zukunft den Stellenwert erhalten, den sie verdient.“

Schneider: „Dinova hat aktuell eine App zur Unterstützung bei der Farbberatung auf den Markt gebracht. Der Dinova Farbdesigner ermöglicht es, in wenigen Minuten Farbtöne direkt in ein Fassaden- oder Innenraumfoto auf dem Endgerät zu applizieren. Hierbei stehen über 3.000 Farbtöne aus z. B. dem Farbsystem 2.0 VISION zur Auswahl. Im Anschluss können die Entwürfe mit Sprachnotizen versehen und an Kunden versendet werden. Um das Leistungsspektrum optimal nutzen zu können, empfehlen wir die Verwendung des neuen Colorcatch Nano – ein leistungsfähiges Farbmessgerät, das eine präzise Farbtonmessung gewährleistet. Messen, applizieren, kommunizieren ­­– der Dinova Farbdesigner ersetzt zwar keine professionelle Farbgestaltung, kann aber schon beim ersten Termin vor Ort die Wirkung verschiedener Farbtöne und Farbharmonien vermitteln – in Echtzeit und mit realistischer Darstellung. Ein solch modernes Beratungs-Tool optimiert nicht nur das Zeitmanagement, sondern überzeugt auch den Auftraggeber.“

Beispiele für Fassadengestaltungen aus dem Dinova Farbstudio