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Mehrere Polaroid-Fotos von Dinovas Aktivitäten auf dem chinesischen Markt in den 90er Jahren.

Dinova Fernost – Dino oder Drache?

In der chinesischen Mythologie ist der Drache bekanntlich ein sehr häufig vorkommendes Wesen. Er existiert in unterschiedlichen Formen und steht überwiegend für etwas Gutes, wie Glück und Frieden. Vielleicht erinnern Sie sich ja noch, dass Dinova Anfang der 90er tatsächlich auch in China vertreten war. Zu unserer Erheiterung dort bekannt als „die Firma mit dem Drachen“. Mit Ihnen gemeinsam möchten wir zurückblicken auf einen spannenden Teil der Dinova Firmengeschichte.

Polaroid-Foto von Dinova Fachberater Martin Wojtecki mit Mitarbeitern des Joint-Venture Shanghai Dinova Ltd.

Qualitativ überzeugend

Der erste Kontakt mit China entstand Anfang 1990 auf privater Ebene in Aachen. Zu dieser Zeit war das Land China aufgrund mangelnden Kapitals sehr interessiert an Joint-Venture-Gründungen mit Firmen aus dem Ausland. Diese sollten dann den Großteil der nötigen finanziellen Mittel mit in das Gemeinschaftsunternehmen bringen. So kam es in der chinesischen Farbbranche dazu, dass 1992 das Institut für Fassadenfarben einen Test mit japanischen, amerikanischen und europäischen Produkten durchführte – Dinova schnitt bei diesem Test am besten ab. Folgerichtig wurde der Dinova GmbH ein Angebot von der chinesischen Firma China-High-Tech Group Ltd. für eine Zusammenarbeit unterbreitet. Im Zuge dessen sollte eine Produktionsstätte in Shanghai eröffnet werden. Die größte Industrie- und Hafenstadt Chinas stellte einen enormen Regionalmarkt dar. Und auch allgemein betrachtet waren die Chinesen vom durchschnittlichen Jahreseinkommen durchaus in der Lage, Häuser und Eigentumswohnungen zu erwerben und auf modernen Standard zu bringen. Nach einigen Überlegungen nahm Dinova am 30.08.1993 das Angebot an und gründete gemeinsam mit CHT Ltd. das Joint-Venture „Shanghai Dinova Ltd.“.

Der Oriental Pearl Tower ist ein großer Turm mit der Form einer Perlenkette.

Imposante Eröffnungsfeier in Shanghai

Umgehend wurde mit dem Bau des neuen Dispersionsfarbenwerks begonnen, welches im Mai 1995 komplett fertiggestellt wurde. Das Werk war für eine Jahreskapazität von 10.000 Tonnen ausgelegt, bot aber die Möglichkeit problemlos auf eine Produktion von 20.000 Tonnen erweitert zu werden. Überwiegend sollten von nun an in Shanghai Armierungsmasse, Putz und Farbe produziert werden. Die Eröffnung des Werkes feierte Shanghai Dinova Ltd. am 28.05.1995 pompös mit allem, was Rang und Namen hatte. Neben vier Fernsehsendern mit zahlreichen Pressevertretern und 180 Kunden folgten sogar die Stadtregierung Shanghais und die Zentralregierung Pekings der Einladung. Die Veranstaltung fand am Fuße des gerade fertiggestellten Oriental Pearl Tower in Shanghai statt, welcher zu dieser Zeit der größte Fernsehturm Asiens war und damit zum neuen Wahrzeichen der Stadt ernannt wurde. Heute ist er mit seinen 468 Metern immerhin noch der dritthöchste Fernsehturm Asiens und der fünfthöchste der Welt. Der Grund für die außergewöhnliche Lokalität lag auf der Hand, war Shanghai Dinova Ltd. doch unmittelbar am Bau dieses Prestigeobjektes beteiligt und konnte den Fernsehturm als eine beeindruckende Referenz vorweisen.

Bis bei der Objektvergabe aber die Entscheidung auf Shanghai Dinova Ltd. fiel, war einiges an Vorarbeit notwendig. Verständlicherweise wurde vom Auftraggeber bei einem Objekt dieser Größe zunächst ein Muster gewünscht. Dafür sandte Dinova 1993 mit Herrn Wirth und Herrn Senftleben zwei Fachkräfte nach Shanghai, damit diese sich um die Musterlegung kümmern und weitere Eindrücke vom Markt gewinnen konnten. Uwe Senftleben ist auch heute noch bei Dinova tätig und stand uns zu seinem Auslandseinsatz Rede und Antwort.

Polaroid-Gruppenfoto der Dinova Geschäftsführer vor dem neuen neuen Dispersionsfarbenwerk in China

Erste Eindrücke der chinesischen Farbbranche

„Überraschend mussten wir feststellen, dass es in Shanghai nur sehr wenige Häuser gab, die überhaupt einen Anstrich vorzuweisen hatten. Farbe wurde in China zu diesem Zeitpunkt offensichtlich nicht als Schutz für die Fassade, sondern lediglich als Farbtongebung empfunden“, berichtet Senftleben und begründet dies damit, dass „die meisten Häuser dem Staat gehörten, sodass die einfachen Leute auch überhaupt gar nicht daran dachten ihre Fassaden zu streichen.“ Den beiden deutschen Fachkräften wurde schnell klar, dass erst die voranschreitende moderne Ausrichtung des Landes große Absatzmöglichkeiten für Dinova eröffnen würde. Dies wurde bestätigt, als man sich auf die Suche nach einem Farbgroßhandel machte. Ein Handel dieser Form war in Shanghai rar gesät, wenn überhaupt existent. So versuchte man zumindest über Baumärkte oder kleine Verkaufsläden eine Innendispersionsfarbe für Tests zu erwerben, um einen Eindruck von der lokalen Qualität zu gewinnen. Uwe Senftleben fand es „äußerst erstaunlich, dass man zwar Folien, Kleber und ähnliche Dinge in vielfältiger Form hatte, aber Farben für innen und außen gab es kaum.“ Mit viel Geduld und dem Besuch zahlreicher, kleiner Läden wurde man dann aber doch noch fündig. „Das Niveau war noch äußerst niedrig und Farbe durfte nur wenig kosten“ muss Senftleben konsterniert einräumen. Der heutige Leiter für Servicetechnik Mischanlagen urteilt im Gespräch: „Wir hatten eine Innendispersionsfarbe gekauft und stellten fest, dass es sich hierbei um eine sehr, sehr dünne Farbe handelt, die nach unseren Vorstellungen keine Farbe, sondern eine Art Lasur darstellt. Natürlich ist so ein Produkt für uns in Deutschland inakzeptabel.“

Das fehlende Wissen und der Mangel an Fachkräften machten sich anschließend auch bei der Besichtigung einiger Objekte bemerkbar. Von den Objektbesichtigungen und der Musterlegung für den Oriental Pearl Tower berichten wir in unserem 2. Teil „Dinova Fernost – Dino oder Drache?“. Bleiben Sie dran.