Wie schütze ich eine Fassade vor Farbtonveränderung?
Bunte Fassaden liegen im Trend, doch der Mut zur Farbe wird leider noch häufig zum Alptraum der Kunden. Mit Sicherheit standen auch Sie als Maler schon einmal vor der Aufgabe eine Farbtonveränderung an der Fassade ihres Kunden zu überarbeiten, wenn beispielsweise aus einem knalligen Rot in kurzer Zeit ein blasses Rosa wurde. Doch die Ursache dafür ist nicht immer leicht gefunden. Liegt es an einer falschen Verarbeitung Ihres Vorgängers? Oder wurden möglicherweise die falschen Produkte eingesetzt? Spätestens seit Einführung des BFS-Merkblattes vor zehn Jahren ist das Thema „Farbtonstabilität an der Fassade“ in aller Munde. Wie können Sie Farbtonveränderungen am besten verhindern? Hier erfahren Sie, weshalb die Folgen nicht nur optisch problematisch sind und wie Sie auf Nummer Sicher gehen können.
Formen der Farbtonveränderung
Streng genommen unterliegt jeder Farbton an der Fassade im Laufe der Zeit einer Veränderung. Die Intensität spielt hier die entscheidende Rolle. Die Ausprägungen von Farbtonveränderungen sind so vielfältig wie die Ursachen.
- Netzmittelauswaschung
- Verblassung
- Farbtonverschiebung
- Ausblühung
- Vergilbung
- Verdunklung
- Fleckiges Farbtonbild
- Verschmutzung
Die erste Gefahr droht schon während des Anstriches oder zumindest kurz danach: Regnet es beispielsweise noch während der Trocknung auf den frischen Anstrich, können Pigmente stellenweise ausgewaschen werden. Es entstehen verblasste Ablaufspuren. In diesem Fall spricht man von einer Netzmittelauswaschung. Aber auch nach der Trocknung haben die Umgebungsbedingungen großen Einfluss auf die Beschichtung: Witterung und UV-Einwirkung können das Bindemittel zerstören, es wird instabil und baut sich langsam ab. Dadurch werden die Farbpigmente wiederum der UV-Strahlung ausgesetzt und es kommt zur Verblassung des Farbtons. Ein stark kreidender oder alkalischer Untergrund hat die gleichen Auswirkungen.
Die Witterung baut in der Regel nur die organischen Bindemittel ab. Die anorganischen Bindemittel bleiben bestehen, wodurch es in vielen Fällen zu Farbtonverschiebungen kommen kann. Der Farbton einer Fassade wechselt beispielsweise vom Grünen ins Blaue, da gelbe Farbpigmente durch die Witterung abgebaut wurden. Einige Pigmente und Bindemittel neigen bei Einfluss von UV-Strahlen zur Vergilbung. Durch Feuchtebelastung (Regen, Tau oder Nebel) kann es außerdem zur Verdunklung des Farbtons von Fassadenbeschichtungen kommen.
Ein fleckiges Farbtonbild kann entstehen, wenn nicht gleichmäßig grundiert wurde und der Untergrund unterschiedlich stark saugt. Eine weitere Art der Farbtonveränderung liegt in der statischen Aufladung der Bindemittel begründet. Sie verkleben mit Staubkörnern und führen so zur Verschmutzung der Fassade. Natürlich stellt auch die Begrünung durch beispielsweise Algen- oder Pilzbefall eine entsprechende Farbtonveränderung dar.
Ursachen der Farbveränderung an der Fassade
Um eine Farbtonveränderung zu verhindern oder eine entsprechende Fassade zufriedenstellend zu überarbeiten ist es wichtig, die Ursache für das Problem zu kennen. Die Ursachen können unterschiedlichster Herkunft sein.
Produktbezogene Ursachen
Wie bei den Bindemitteln sind anorganische Pigmente in der Regel farbbeständiger als organische. Die Farbtonauswahl im Bereich der anorganischen Pigmente ist allerdings begrenzt. Viele intensive Farbtöne sind nur mit organischen Farbpigmenten zu erreichen. Beschichtungen im hellen Farbtonbereich neigen mehr zum Kreiden als dunklere. Auslöser kann unter anderem die photokatalytische Aktivität des Pigmentes Titandioxid sein, das bei hellen Farbtönen dominiert. Wie stark die Farbveränderung durch Aufhellung ausfällt, hängt von der Art und Menge des verwendeten Titandioxids ab. Auch das Bindemittel hat Einfluss auf die Farbtonstabilität. Für den Außenbereich sollten sie vor allem UV-stabil sein. Außerdem ist der Anteil ausschlaggebend: Das Bindemittel ummantelt das Pigment schützend. Bei einer hochgebundenen Fassadenfarbe (großer Anteil Bindemittel) sind die Pigmente demnach besser vor Witterungseinflüssen geschützt, als bei einer schwach gebundenen (geringer Anteil Bindemittel). Dabei spielt die Pigment-Volumen-Konzentration (PVK) eine Rolle. Nach DIN EN 971-1 ist die PVK das Verhältnis des Gesamtvolumens von Pigmenten (oder Füllstoffen und anderen nichtfilmbildenden, festen Teilchen) zum Gesamtvolumen der nichtflüchtigen Anteile (unter anderem ein Teil des Bindemittels). Bei zu hoher PVK kann es zu Pigmentauswaschungen kommen, weil es keine ausreichende Bindemittel-Ummantelung gibt. Der Farbton verblasst. Ist das organische Bindemittel in der Fassadenbeschichtung nicht ausreichend beständig, können UV-Licht, starke Temperaturwechsel und Feuchteschwankungen feinste Risse in der Anstrichschicht verursachen. Diese sogenannten Mikrorisse verändern die Lichtbrechung des Anstrichfilms, wodurch der Farbton grauer, milchiger und unreiner wirkt.
Witterungsbedingte Ursachen
Witterung, Feuchtigkeit und UV-Strahlen greifen die Oberfläche der Fassade an. Diese Faktoren sind zwar unvermeidbar, eine Farbtonveränderung kann dennoch durch die richtige Produkt- und Farbtonauswahl verzögert werden. Auch andere Umweltbedingungen wie der saure Regen, Industrieabgase, Schmutzablagerungen oder ein mikrobiologischer Befall beeinflussen das Erscheinungsbild der Fassade. Je nach Ausrichtung des Hauses sind Fassaden unterschiedlichen Witterungsbedingungen ausgesetzt (zum Beispiel Wetter- oder Waldseite). Die Klimabedingungen unterscheiden sich auch nach der Himmelsrichtung: Vom Nordwesten bis Nordosten sind sie gemäßigt, vom Nordosten bis Südosten streng und vom Südosten bis Nordwesten extrem. Im Innenraum führen die genannten Faktoren aber zu keiner merklichen Veränderung des Farbtons.
Untergrundbedingte Ursachen
Wenn bei der Rezeptur der Beschichtung keine alkalibeständigen Pigmente eingesetzt werden, bleichen Farbtöne auf einem alkalischen Untergrund aus. Zudem können bei Alkalität auftretende Ausblühungen und Kalkauswanderungen den Farbton aufhellen. Oft wird auch ein Beschichtungsstoff für unterschiedliche Untergründe verwendet, die sich in ihrer Struktur unterscheiden. Die dadurch entstandenen Ablagerungen führen zu wahrnehmbaren Farbunterschieden auf der Oberfläche.
Verarbeitungsbedingte Ursachen
Dass die Trocknungsphase berücksichtig werden muss, um Netzmittelauswaschungen zu vermeiden, wurde bereits erläutert. Allerdings sollten Sie während der Verarbeitung noch weitere Punkte beachten. So kann eine zu starke Verdünnung dazu führen, dass der gewünschte Farbton verfehlt wird. Geben Sie aber zu wenig Wasser hinzu, kann die mineralische Beschichtung bei bestimmten Bedingungen nur mangelhaft erhärten. Auch Sonnenstrahlen, Wind, eine hohe Temperatur oder ein stark saugender Untergrund, der nicht mit einer sogenannten „Aufbrennsperre“ grundiert wurde, können ein Aufbrennen der Beschichtung verursachen.
Mögliche Folgen einer Farbveränderung an der Fassade
Wenn das Ergebnis optisch schon nach kurzer Zeit nicht mehr dem Kundenwunsch entspricht, wird es in den meisten Fällen zu einer Reklamation kommen. Kann der Maler dann nicht beweisen, dass er nach BFS-Merkblatt Nummer 26 korrekt beraten und den Untergrund ausreichend geprüft hat, wird er einen großen Imageschaden in Kauf nehmen müssen. Denn es ist bekannt, dass unzufriedene Kunden ihre negativen Erlebnisse deutlich häufiger weitergeben als ihre positiven, sei es mündlich oder – noch ungünstiger – schriftlich für jedermann sichtbar im Internet.
Optische Folgen sind allerdings noch harmlos im Vergleich zu dem, was im Extremfall passieren kann: Durch die genannten Mikrorisse kann Wasser in den Untergrund eindringen, was bei mangelnder Offenporigkeit zu Schäden führt. Zudem wirkt sich dieser Vorgang negativ auf die Raumlufthygiene im Innenbereich aus.
BFS-Merkblatt Nr. 26 – der Helfer für Ihre Beratung!
Das BFS-Merkblatt Nummer 26 trägt den Titel „Farbtonveränderung von Beschichtungen im Außenbereich“ und wurde von dem Bundesausschuss Farbe und Sachwertschutz e.V. herausgegeben. Es behandelt die alterungsbedingte Farbtonveränderung einer Farbe durch verschiedene Einflüsse bezogen auf die unterschiedlichen Pigmente und Bindemittel.
Das Merkblatt unterteilt Fassadenfarben bezüglich ihrer Kreidungsstabilität. Die Bewertung erfolgt dabei nach den Klassen A bis C. In die Klasse A werden Fassadenfarben eingeteilt, die eine kaum sichtbare Kreidung aufweisen. Dazu zählen Silikatfarben oder Dispersionen mit hohem Bindemittelanteil. Produkte, die sichtbar kreiden, werden der Klasse B zugeordnet. Darunter fallen matte Dispersions-, Silicon-oder Dispersions-Silikatfarben.
Eine deutlich sichtbare Kreidung, wie sie bei Dispersionsfüll- oder Kalkfarben auftritt, ist ausschlaggebend für die Einteilung in Klasse C. Pigmente werden vom Merkblatt bezüglich ihrer Farbtonstabilität in die Gruppen 1 bis 3 eingestuft. Dabei umfasst Gruppe 1 lichtbeständige anorganische Pigmente, die sich kaum verändern und daher eine sehr gute Farbtonstabilität bieten. Lichtbeständige organische und/oder anorganische Pigmente, die eine immer noch gute Farbtonstabilität aufweisen, sich aber sichtbar verändern, werden der Gruppe 2 zugewiesen. Eine eingeschränkte Farbtonstabilität lichtbeständiger organischer und/oder anorganischer Pigmente, die eine deutliche Veränderung hervorruft, führt zur Einordnung in Gruppe 3.
Die Klassen A-C bewerten den Beschichtungsstoff basierend auf dem Bindemittel, die Gruppen 1-3 die Farbpigmente bezüglich ihrer Lichtbeständigkeit.
Die Produkt-Farbton-Kombination mit dem Farbbeständigkeitscode A1 ist demnach am farbtonstabilsten. Eine Dispersionsfarbe mit hohem Bindemittelanteil (z. B. EuroPaint FZ), die mit anorganischen Pigmenten abgetönt wird (wie Trendfarbe 2017 VN2605), wäre beispielsweise eine solche Kombination.
Der ausführende Fachbetrieb ist in der Pflicht, seine Kunden hinsichtlich der Auswahl des geeigneten Beschichtungsstoffs, des Farbtons und dessen Stabilität nach BFS-Merkblatt Nr. 26 zu beraten. Gibt der Kunde beispielsweise einen Farbton vor, der in einer bestimmten Bindemittelklasse nicht realisiert werden kann, dann sollte der Maler zu einer anderen Bindemittelklasse raten. Umgekehrt sollte der Verarbeiter bei Vorgabe der Fassadenbeschichtung durch den Auftraggeber nur Farbtöne vorschlagen, die mit farbtonbeständigen Pigmenten erzielt werden können. Alle Vereinbarungen sollten dringend schriftlich festgehalten werden, vor allem, wenn der Kunde sich über einen Rat hinwegsetzt.
Bei Wartungs-, Renovierungs- und Instandhaltungsarbeiten sowie bei Arbeiten, welche die Gebäudesubstanz nicht betreffen, beträgt die Gewährleistungsfrist zwei Jahre. Ist die Gebäudesubstanz allerdings von den Arbeiten betroffen, oder handelt es sich um Neubauten oder Arbeiten mit ähnlichem Umfang (eine Grundsanierung beispielsweise), dann verlängert sich die Gewährleistungsfrist auf fünf Jahre. Generell ist festzuhalten, dass witterungsbedingte Abnutzungen keine Mängel darstellen.
Mehr Sicherheit und Zufriedenheit für Sie und Ihre Kunden
Um den Planern und Verarbeitern auf dem Gebiet der Farbtonstabilität Sicherheit zu geben, hat Dinova das Farbsystem 2.0 VISION entwickelt, das erstmals auf der FARBE, AUSBAU & FASSADE 2016 präsentiert wurde. Es umfasst insgesamt 846 Farbtöne für den Innen- und Außenbereich. 80 Prozent dieser Farbtöne werden mit anorganischen Pigmenten getönt und weisen daher eine sehr gute Lichtbeständigkeit auf. Diese Farbtöne können bei Wahl des richtigen Produktes nach BFS-Merkblatt der A1-Gruppe zugeordnet werden und garantieren damit höchste Farbtonstabilität.
Der zugehörige Farbtonfächer „Farbsystem 2.0 VISION“ erweist sich dabei als ideales und einfaches Beratungsinstrument: Farbtöne, die mit Pigmenten der Gruppe 1 abgetönt werden, sind mit "SOLID" gekennzeichnet. Die richtige Qualität der Beschichtung (Klasse A) erkennt der Verarbeiter am Fassade-Solid-Signet auf dem Gebinde.
Mit den ausgewählten Materialien und den Farbtönen des Fassade-Solid-Systems erhalten ausschreibende Stellen, Auftraggeber und Verarbeiter eine sichere Auswahlmöglichkeit für garantiert hochwertige und UV-beständige Fassadenbeschichtungen.
Intensive Farbtöne auch an wärmegedämmten Fassaden möglich
Bei wärmegedämmten Fassaden gab es bis vor Kurzem noch Einschränkungen hinsichtlich der Farbigkeit, da dunkle Oberflächen die Sonneneinstrahlung nicht oder nur wenig reflektieren. Bei intensivem Sonnenschein können sich dunkle Fassadenoberflächen aufheizen und unerwünschte Temperaturen von über 70 Grad Celsius erreicht werden. Das kann bei Wärmedämm-Verbundsystemen zu Verformungen der Dämmung und Rissbildung im System führen. Nur helle, insbesondere weiße Farbtöne weisen von sich aus ein hohes Reflexionsvermögen auf. Daher empfehlen die einschlägigen Regelwerke bei gedämmten Fassaden Farbtöne mit einem Hellbezugswert über 20.
Doch es geht auch anders: Die TSR-Tönung (TSR steht für „Total Solar Reflectance“) setzt auf spezielle Pigmente mit hohem Reflexionsvermögen für das gesamte solare Wellenspektrum. Mit beispielsweise der Fassadenfarbe SI-Fusion sind so auch dunkle Farbtöne mit einem Hellbezugswert unter 20 realisierbar. Berücksichtigt wird aber nicht nur das Reflexionsvermögen, sondern auch die Farbtonstabilität, die bei intensiv getönten Fassaden besonders wichtig ist. Somit steht einer intensiv farbigen Gestaltung auch von wärmegedämmten Fassaden nichts mehr im Wege.